Wappen und Zunftzeichen, Reliefs und Skulpturen
Steinbildhauer Frank Döhler
Restaurierung eines stark beschädigten Puttenkopfes
Der Auftrag für eine Restaurierung ist immer eine spannende Sache. Bei der Restaurierung dieses Puttenkopfes (aus dem Dresdner Barock) hatte der Auftraggeber konkrete Vorstellungen. Die reparierten Bereiche sollen sichtbar bleiben.
Schadensbild
Der Kopf dieser Putte ist nachweislich ca. 300 Jahre alt und, abgesehen von mechanischen Beschädigungen, recht wenig verwittert. Nach seiner Entstehung war er einmal hellgrau, durch Umwelteinflüsse wurde er im Laufe der Jahrhunderte fast schwarz.
Schadensbilder:
Große Fehlstelle am seitlichen Kopf
Ausgebrochene Nasenwurzel und Bruchkanten im vorderen Schädel
Der Putti wurde in der Dresdner Bombennacht 1945 zerstört. Vom Körper blieb offenbar nichts übrig. Der komplette Stirnbereich war abgespalten und wurde vom Auftraggeber haltbar und mit Sorgfalt geklebt. Bereiche der Haare und des Nasenrückens sind beschädigt, bzw. fehlen ganz.
Ziel ist, den restaurierten Kopf auf einem Sockel zu platzieren und so einen Gegenstand der Erinnerung zu schaffen.
Um eine Beziehung aufzubauen und da er aus Dresden stammt (wie ich auch), nenne ich ihn "August".
Los geht´s
Die großen Fehlstellen am Hinterkopf und an der rechten Seite werden mit Steinen der ursprünglichen Sandsteinart ersetzt. In diesem Fall ist es eindeutig ein grauer "Cottaer Sandstein". Es müssen sogenannte "Vierungen" eingeklebt werden.
Hierbei entstehen die ersten Spielregeln: Es sollte, so wenig wie möglich vom Originalmaterial entfernt werden. Und: Die entstehenden Fugen sollen im Idealfall nur Haarfugen sein.
Nun wird der Raum für die Vierungen geschaffen.
Vorbereitung für das Einkleben der Vierungen
Die Stücke, die eingeklebt werden sollen, werden nun zugeschnitten - erst mit leichtem Übermaß und dann Stück für Stück geschliffen, bis sie passen. Hier ist Geduld gefragt. Zeitdruck ist hier Gift. Aber es kommt der Moment, wo die Vierung passt. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Kleber auch noch seinen Platz braucht.
Eingeklebte große Vierung
Die kleineren Schadstellen sind hier schon gekittet. Diesen Kitt stellt man sich selbst her. Der Stein wird zerschlagen und zerrieben und mit einem lösemittelhaltigen Spezialkleber so vermischt, dass ein zäher Teig entsteht. Nach einer Trocknungszeit werden die Kittstellen an die Oberfläche angepasst - meist nur durch Schleifen.
Die Vierungen sind nun fest und werden der groben Form angepasst.
Anarbeiten der Vierung und Kitten der kleineren Fehlstellen
Nun arbeitet man die Übergänge der einzelnen Haarsträhnen an die Vierung an. Bei unserem August ist erkennbar, dass er einen Scheitel hatte - also sollte er den auch wieder bekommen.
Die Kitt-Ergänzungen werden nun geschliffen. Wenn man mit dem Finger und geschlossenen Augen über die Kittstelle streicht, sollte weder ein Buckel, noch eine Delle zu spüren sein. Nur mit dem Auge ist das Problem mitunter nicht zu erkennen.
Nach dem Schleifen erhält unser August nun noch einen Sockel.
Das nächste Problem ist, dass die ergänzten Stellen nun in sehr starkem Kontrast zum eigentlichen Kopf stehen.
Nach Rücksprache mit dem Auftraggeber, kamen wir überein, die kleineren Stellen im Gesicht etwas zu tönen. Nur soweit, dass sie noch sichtbar sind. Die großen Vierungen am seitlichen Kopf bleiben im ürprünglichen Farbton des Steines.
Das war´s, mehr sollte nicht getan werden. Die Arbeit war spannend und hat (wieder einmal) Spaß gemacht. Und: weil es so beliebt ist, hier noch das Vorher- und Nachher-Bild:
Vor und nach der Restaurierung
Bildhauerarbeiten aus eigener Werkstatt von
Steinbildhauer Frank Döhler, OT Madsow 1, 23974 Neuburg, Tel.: 03 84 26 - 2 10 83